Das Phänomen der auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung ist für viele Eltern oft schwer zu verstehen, da eine Erkenntnis immer feststeht: mein Kind hat doch aber ein gutes Hörvermögen, wo liegt dann das Problem?
Ein anderer Begriff für diese Störung ist „zentrale Hörverarbeitungsstörung“. Dies sagt schon etwas mehr, denn nicht das Hören an sich ist beeinträchtigt, sondern das, was nach dem Mittelohr im Gehirn passiert. Es geht um die Wahrnehmung und Verarbeitung von Gehörtem von den Hörnerven ab bis zum Gehirn. Hier setzt diese Problematik an.
Einem Menschen ohne AWVS ist es zum Beispiel möglich, aus vielen Hintergrundgeräuschen die Stimme des Gesprächpartners herauszufiltern oder sich bei Konzentration auf eine bestimmte Sache nicht ständig von einem Nebengeräusch ablenken zu lassen. So sollte auch jeder die Funktion des Richtungshören beherrschen und ein klingelndes Telefon in einem Raum finden können. Hierbei haben Kinder mit AWVS Schwierigkeiten. Und noch viel mehr: sie versinken förmlich beim Fernsehschauen in die Geräuschkulisse der Sendung und reagieren erst, wenn man sie auch körperlich anfasst. Weitere Probleme treten dann fast immer beim Erlernen des Lesens und Schreibens auf, wenn vorher die Sprachentwicklung nicht schon auffällig war, was sehr oft der Fall ist. Bei manchen Kindern treten die Schwierigkeiten in der Schule bereits sehr früh auf, bei anderen kommen diese erst in den Schuljahren, in denen es darum geht, komplexere Wörter nach Gehör zu schreiben.
Reagieren muss man in einem solchen Fall immer, denn die Kinder haben ansonsten eine Beeinträchtigung, die das ganze Leben andauert. Eine AWVS ist zwar nicht vollständig austherapierbar, aber man kann die Probleme angehen und die Störung so enorm verbessern. Zudem lernt das Kind in der Behandlung auch Strategien, wie man mit diesem Problem besser umgehen kann.